Tag 14 Island Peak


Sa. 29.03.2014 - Hochtour / Ausgangshöhe - Island Peak B.C. 5100 M / Höchster Punkt - Gipfel des Island Peak 6189 M / Schlafhöhe - Chhukung 4730 M ‚Himalayan Sherpa-Lodge‘ / Höhenmeter Auf 1210 Ab 1580

Auf den Spuren des ruhmreichen Eric Shipton (Island Peak-Namensgeber u. Everest-Pionier) und Tensing Norgay (Island Peak SW-Gipfel- u. Mt. Everest Erstbesteiger) diesen fantastischen Berg angehen zu dürfen, war für uns eine große Ehre und ein großes Glück. Nach über 10 Wochen Vorbereitungszeit fühlte ich mich bestens trainiert und akklimatisiert. Nachdem bereits kurz vor Mitternacht der Wecker klingelte, traten Christoph, Bikram und ich gegen 1.00 Uhr durch das von Sherpas für uns entzündete Räucherwerk in die eiskalte Nacht hinaus. Die Dunkelheit aber, der Luftmangel, die extreme Kälte, der scharfe und stürmische Wind, die Orientierungslosigkeit, die Ausgesetztheit und Steilheit - die Stirnlampenlichter der Bergsteiger über uns verschmolzen mit den Sternen am Nachthimmel - ließen in mir, zumindest während der ersten vier Stunden bis zum Anseilplatz auf ca. 5800 Meter Höhe, zunehmend schlechte Gefühle aufkommen. Allerdings meisterten wir die sich anschließende Gletscherbruchpassage durch teils haushohe und senkrecht zu erkletternde Eistürme problemlos. Als wir auf ca. 6000 Meter Höhe das flache Gletscherplateau  erreichten, begann es hell zu werden und wir sahen erstmals den Hauptgipfel und die sich aufsteilende, ca. 180 Meter hohe Eiswand, zu dessen Fuß wir nun hinüberquerten. Wir beobachteten auch, dass die Fixseile viel näher, nahezu in direkter Falllinie zum Gipfel 'quasi neu' verlegt wurden. Erstmals hatte ich hier das Gefühl, dass wir es heute schaffen. Mit Hilfe der Seilklemme - das häufige Umsetzen auf die Fixseile war durch die dicken Handschuhe erschwert - des Eispickels und der Frontzackentechnik erreichten wir sicher das obere Ende der Steilwand. Hier trafen mich erstmals die seit Stunden ersehnten, sanft-wärmenden Strahlen der Sonne. Ein kurzer Gipfelgrat führte direkt zum Gipfel, wo mich bereits Christoph und Bikram erwarteten. Wir umarmten uns - es war genau 8.00 Uhr. Meine Gefühle an diesem winzigen Punkt - eigentlich kaum schilderbar - überwältigten mich. Ich konnte nur noch weinen. Vor Freude und vor Glück. Auch vor einer tiefen, inneren Gelassen- und Zufriedenheit und dem Bedürfnis, allen, die uns zu diesem Erfolg verhalfen, zu danken; vor allem unseren Portern und unserem Guide. Auch der Gedanke, alle Schmerzen ausgehalten und die Hauptanstrengung bis hierher erstmal gemeistert zu haben, war sehr befreiend. Nach einem kurzen Gipfelaufenthalt folgte alsbald der Abstieg - wir seilten zum Wandfuß hinab ab. Da aber eine österreichische Gruppe noch aufstieg, mussten wir immer wieder geduldig warten, bis die Fixseile entlastet waren, so dass es eine gute Stunde dauerte, bis wir wieder das Gletscherplateau erreichten. Wir alle - auch Bikram - hatten sehr viel Kraft gelassen, so dass wir uns für den weiteren Abstieg über den Gletscher und die steilen Blockfelsen viel Zeit ließen. Nach etwa drei Viertel des Abstiegs saßen - für uns völlig überraschend - Ngyma Nuru und Angtensi am Wegrand. Sie hatten für uns Käse und heißen Mango-Juice heraufgetragen. Eine wirklich nette Geste, über die wir uns sehr freuten. Gegen 12.00 Uhr kamen wir ins Basecamp zurück. Ich legte mich sofort ins Zelt, aß eine Suppe und packte kurz darauf alles für den weiteren Abstieg nach Chhukung zusammen, wo wir gegen 16.00 Uhr eintrafen. Abends am heißen Ofen zog Bikram ein Tagesfazit und stellte schmunzelnd fest: „No Pain - No Game“. Wie Recht er mit seinen nepalesischen Weisheiten doch immer wieder hatte.

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Bilder


Video - Island Peak Climb


Video - 360° Island Peak Summit Panorama View